Post

Werbung im Briefkasten

Tagtäglich ärgern wir uns über Spam in unserem E-Mail-Posteingang und die Zeit, die wir mit dem Aussortieren verbringen. Doch wie sieht es eigentlich mit dem Papier-Spam im analogen Posteingang aus? Auch dieser wird mit nicht-adressierter Werbung geflutet: Reklame des neuen Lieferdienstes, Anzeigeblätter mit vielen Rabatten, die Prospekte vom Diskonter oder Gratis“zeitungen“, die oft nur wegen dem lukrativen Werbegeschäft existieren. Werbung, die wir nicht bestellt haben, um die wir uns aber kümmern müssen, wenn wir einen Papierstau im Briefkasten verhindern wollen. Durchblättern, aussortieren, oder doch einfach direkt in den Altpapier-Container? Die dritte Option wird vermutlich am häufigsten gewählt. Weil viele Menschensich nicht für Werbung interessieren, wandern sie oft direkt in den Müll: So werden täglich große Mengen an Papier und Chemikalien verschwendet, ohne je einen Nutzen erfüllt zu haben.

Was landet alles in unsere Briefkästen – und was kann man dagegen machen?

Nicht-adressierte Werbung

Prospekte und Flugblätter aller Art, die in großer Menge an viele Haushalte gehen: Sie kommen häufig vor, sind aber auch leicht vom Briefkasten fernzuhalten. Klebt ein „Werbung, Nein Danke!“-Aufkleber am Briefkasten, darf keine Werbung mehr eingeworfen werden. In der Praxis wird das zwar nicht immer, aber meistens eingehalten. Wenn nicht raten wir dazu, die Werbenden zu kontaktieren.

Gratis“zeitungen“ und Magazine

Wenn man einen modisch und teuer produzierten Katalog schon im Briefkasten hat, kann man doch zumindest einen Blick hineinwerfen – oder die Zeitung durchblättern, um sich zu informieren. So werden wir dazu gebracht, Werbung trotzdem anzuschauen. Ob durch stylische Fotos oder vermischt mit Infotainment: Uns wird schmackhaft gemacht, was wir eigentlich nicht haben wollen. Die redaktionellen Inhalte von Werbemedien sind außerdem nicht selten tendenziös und einseitig, da sie das Beworbene unterfüttern sollen.

Ob „Werbung, Nein Danke!“-Aufkleber auch gegen diese Art von Sendungen hilft, ist regional unterschiedlich geregelt – und wird auch von Zusteller:innen nicht immer gleich behandelt.

Teiladressierte Werbung

Schwieriger wird es bei der Abbestellung von Werbung, auf der die eigene Adresse steht: Ob der Brief an eine allgemeine Person, z.B. „an eine:n Gartenliebhaber:in“ adressiert ist, ist unerheblich: Die Sendung wird wie ein Brief behandelt, weshalb der „Werbung, Nein Danke!“-Aufkleber dagegen nichts nützt. Manchmal hat man selbst einmal die eigenen Daten einem Unternehmen zur Verfügung gestellt, etwa bei einem Gewinnspiel. In diesem Fall ist es möglich, weitere Sendungen beim sendenden Unternehmen abzubestellen, bzw. die Zustimmung der Verarbeitung der eigenen Daten zu widerrufen.1

Es gibt in Österreich die Möglichkeit, sich via der „Robinsonliste“ der Wirtschaftskammer von teiladressierten Werbesendungen abzumelden – paradoxerweise dadurch, indem man sich in eine Liste einträgt. Diese Liste wird von Werbenden abgeglichen, und Direktwerbung wird nicht an die dort eingetragenen Adressen zugestellt.

Adressen werden aber auch durch intransparenten, mitunter illegalen Datenhandel ohne Zustimmung weitergegeben – in Verbindung mit anderen Daten wie Einkommen oder Interessen, um möglich zielgerichtet und effizient Produkte zu verkaufen. Datenskandale2 und Klagen von Datenschutzorganisationen zeigen, dass es sich um einen riesigen Geschäftszweig handelt, bei dem individuelle Rechte oft nur langwierig eingeklagt werden können.

Was kannst du tun?

„Werbung, Nein danke!“-Aufkleber sind ein einfacher erster Schritt. Diese können direkt bei uns, aber auch z.B. hier kostenlos bestellt, bei Schlüsseldiensten oder in Baumärkten gekauft – oder auch ganz einfach selbst ausgedruckt werden. Viel effizienter als dieser individuelle Schritt wäre aber eine Umkehrung dieser Funktion:

Opt-In statt Opt-out für Briefkastenwerbung!
Nur mit einem „Werbung ja bitte!“-Aufkleber soll man weiterhin Werbung erhalten, was das Gesamtvolumen mit einem Schlag massiv verkleinert. Das klingt utopisch, ist aber in Amsterdam seit 2018 Realität: Dort werden dadurch pro Jahr 6000 Tonnen Papiermüll eingespart.3 In Deutschland setzt sich der Verein Letzte Werbung für dieses Ziel ein – und auch wir wollen es langfristig erreichen.

Quellen

1 Dank der DSGVO (DatenSchutzGrundVerOrdnung) lässt sich bei Unternehmen Auskunft erfragen, und die Löschung personenbezogener Daten kann eingefordert werden. Musterformulare finden sich hier: https://www.dsb.gv.at/download-links/dokumente.html
2 Einen guten Überblick über den Datenhandel und einen damit verbundenen Skandal bietet diese Recherche: https://www.addendum.org/datenhandel/
3 https://www.derstandard.at/story/2000113246347/opt-in-fuer-briefkastenwerbung-reduzierte-amsterdams-papiermuell-drastisch

Illustration Seitenleiste: Lisi Pressl (Creative Commons-Lizenz BY-NC-SA 4.0)